Die Herrmanns

Stilbildner der modernen Zauberkunst  

 

Deutsch-amerikanische Zauberkünstler-Dynastie

Samuel, der Stammvater (?-1868)
Carl Compars, ältester Sohn (1816-1887)
Alexander, Bruder von Compars (1844-1896)
Adelaide, Gattin von Alexander (1854-1932)
Leon, Neffe von Alexander und Adelaide (1854-1909)
Felix, Adelaides Neffe mit Nachnamen Kretschmann (1881-1938)

Der gezwirbelte Schnurrbart in Kombination mit dem spitzen Ziegenbart, das ist der Victor-Emanuel-Bart, benannt nach seinem prominentesten Träger Emanuel II, König von Italien und Sardinien (1820-1878). Vor allem unter dem Adel war diese  ungewöhnliche Bartfrisur sehr beliebt. Noch heute wird sie mit etwas Hoheitlichem verbunden, gilt als extravagant, verleiht seinem Träger eine eigentümliche Eleganz und drückt Stilbewusstsein und Charakterstärke aus.

 

Kein Wunder also, dass sich Compars diese Barttracht zulegt, als er sein Elternhaus in Hannover verlässt, um Zauberkünstler zu werden. Er geht ohne den Segen, seines Vaters Samuel, der nicht nur ein guter Arzt, sondern auch ein sehr erfolgreicher Zauberkünstler ist, doch für seinen erstgeborenen Sohn anderes plante.

 

Compars durchlebt harte Jahre, aber dann hat er Erfolg. Sein Name wird zum Synonym für moderne Zauberkunst und gekrönte Häupter ganz Europas zählen zu seinem begeisterten Publikum. Er verdient ein Vermögen und wird mit Ehren und Titeln überhäuft. Was auch zur Folge hat, dass sich Vater Samuel das Ganze noch einmal überlegt und Compars wieder in den Schoß der Familie aufnimmt.

 

Nun jedoch erwischt es auch noch Alex, den 27 Jahre jüngeren Bruder Compars‘. Alexander absolviert seinen ersten Soloauftritt vor Königin Isabella II von Spanien und ihrem Hofstaat. Und er lässt sich den gleichen gezwirbelten Ziegenbart wachsen wie sein Bruder, der in Kombination mit den scharfen Gesichtszügen und dunklen Augen den großen und schlanken Herrmann-Brüdern ein teuflisch gutes Aussehen verleiht.

 

Während Europa Compars‘ Bühne bleibt – er setzt sich später in Wien zur Ruhe – erobert Alexander als Alexander the Great Amerika. Er heiratet Adelaide, die fortan mit ihm auf der Bühne steht.

 

Nach seinem Ableben tritt Neffe Leon an seine Stelle und geht mit Adelaide weiterhin auf Tournee. Leon, der sich genau das gleiche Aussehen wie das seiner Onkels zulegt, nennt sich Alexander III. Nach seinem Tod übernimmt Adelaide die alleinige Verantwortung, modernisiert das Programm und führt die Hermann-Show noch 20 Jahre weiter fort.

 

Ach ja, – Erfolg zieht auch Trittbrettfahrer an.
Felix Kretschmann tritt ebenfalls als Zauberkünstler auf und nennt sich „The Great and Only Herrmann“, was zu erbitterten Auseinandersetzungen mit seiner Tante Adelaide führt.

 

Die mephistophelisch eleganten Bartträger der Herrmann-Familie sind glänzende Vorführer, begnadete Unterhalter mit funkelndem Witz und Vollblutartisten von großer Meisterschaft. Sie prägen mit ihrem geheimnisvollen Aussehen und Auftreten, mit phantastischen Großillusionen genauso wie mit ihrer perfekten Handfertigkeit in überwältigenden Shows das Bild des modernen Zauberkünstlers im anbrechenden „Goldenen Zeitalter der Zauberkunst“ (1880-1950) – mit Nachwirkungen bis in die heutige Zeit.

 

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Quelle: Angel Idigoras Adventures of 51 magicians and a fakir