Howard Thurston

Der Größte

 

 

 

 

Amerikanischer Zauberkünstler

1869 - 1936

Howards Karriere folgt dem typisch amerikanischen Glückversprechen in Howards ganz persönlichen Variante „vom Taschendieb zum größten Zauberkünstler der Welt“. Auf dem Höhepunkt seiner Karriere in den 1920er Jahren tourt seine „Wundershow des Universums“ mit einer Truppe von 30 Personen und mit 40 Tonnen an Requisiten, Kostümen, Maschinen und Tieren, die sich auf acht Eisenbahnwagons verteilen durch die USA. Dabei prägt er das noch heute gültige Bild des eleganten Zauberkünstlers auf großer Bühne sowohl für das Publikum als auch als Vorbild für die nachfolgenden Generationen von Zauberkünstlern.

 

Zwanzig Jahre zuvor 1899 kämpft Howard bereits im sechsten Jahr um seinen Platz im Showbusiness. Nach wechselnd erfolgreichen Jahren in der Provinz versucht er jetzt in New York, der Hauptstadt des Vaudeville/Varietes, endlich sein Glück bei den Hörnern packen. Dazu muss er zunächst die Theateragenten von sich überzeugen. Howard hat wieder einmal eine Einladung zum Vorzaubern erhalten – Montag Morgen 10.00 Uhr im Roof Garden. Howard hat damit ein Problem, denn er kennt die Situation, die ihn erwartet, zur Genüge: ein großer leerer Theaterraum aus dem ihn zigarrenkauende Gesichter schweigend anstarren und entscheiden, ob sein Auftritt lustig, originell und unterhaltend ist.

 

Howard setzt in die Sonntagszeitung eine kleine Anzeige: „1.000 Mann gesucht, Stundenlohn 1 $, Bewerbungen am Montag Morgen, 10.00 Uhr Roof Garden New York.“

 

Am Montag Morgen ist der Theaterraum bis auf den letzten Platz mit laut palavernden Männern gefüllt. Die Theateragenten sind hinter den Vorhang abgedrängt. Als Howard eintrifft, bestürmen sie ihn: „Wir dachten, wir würden dieses Theater nutzen können, doch diese Männer sagen, Ihnen solle hier eine Arbeit angeboten werden.“

 

Howard guckt unschuldig und zuckt mit den Schultern. „Lassen Sie mich mal machen, meine Herren ...“ Dann tritt er vor den Vorhang: „Gentlemen, es gibt hier offenbar ein Missverständnis.“ Die rumorende Menge ist schlagartig ruhig und richtet ihre Konzentration auf ihn. „Aber, was halten Sie davon, wenn ich Sie ein bisschen unterhalte, – solange bis Ihr Ansprechpartner kommt.“ Howard erntet zustimme Rufe und beginnt seine Vorführung vor gebanntem Publikum mit seiner Kartenmanipulation. Schließlich endet er mit dem Erscheinen der Ente Socrates aus der Jacke eines Zuschauers. Die Menge lacht, jubelt und applaudiert begeistert. Und die Theateragenten revanchieren sich für die gelungene Show, indem sie Howard buchen.

 

Jahrzehnte später hat er ein ganz anderes Problem. Es dürfte so manchem Künstler, der in die Jahre gekommen ist, nicht ganz unbekannt sein, doch Howards Malaise ist einfach größer. Die gigantischen Plakate, die überall aufgehängt werden, wo er auftritt, sind die größten, die jemals für einen Zauberkünstler angefertigt wurden, doch mittlerweile sind sie überholt. Sie zeigen einen viel jüngeren Howard, als den, der dann tatsächlich vor sein Publikum tritt. Die Ökonomie macht ihm die Entscheidung leicht. Da die Kosten für neue Werbung viel höher wären, entscheidet er sich für eine Schönheitsoperation, wonach sein Aussehen wieder zu seinen übergroßen Abbildern passt.

 

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Quellen: Angel Idigoras Adventures of 51 magicians and a fakir

                Persönlichkeiten in der Zauberkunst 12 - Thurston