Harry Kellar

Durchschlagender Erfolg mit Sprengstoff und Ellenbogen

 

 

 

 

 

Amerikanischer Zauberkünstler

1849 - 1922

Als Harry 1869 im Alter von 20 Jahren die Stelle des Bühnenmeisters bei den Gebrüdern Davenport übernimmt, die zu dieser Zeit als die “Die Brüder Davenport und Fay” mit ihrer Spiritistenshow unterwegs sind, hat er bereits eine bewegte Jugend durchlebt.

 

Schon als Junge entwickelt er eine Vorliebe für alles Gefährliche. So spielt er mit Eisenbahnzügen “Chicken” (Hühnchen), wobei es darauf ankommt, entgegenkommenden Zügen im letzten Moment auszuweichen. Und er experimentiert fasziniert mit Chemikalien. Als er dabei ein Loch in den Fußboden seines Lehrherrn sprengt, verlässt er aus Furcht vor seinem Vater sein Elternhaus und beginnt ein Vagabundenleben. Begeistert von einer Vorstellung des Fakir von Ava (Isaiah Harris Hughes) be-schließt er, Zauberkünstler zu werden. Mit 12 Jahren wird  er der Assistent des Fakirs und reist mit ihm durch die Lande, bis er bei den Davenports anheuert.

 

Nach vier Jahren verlässt er die Davenports wieder und startet mit deren bisherigem Partner William Fay unter dem Namen Fay & Keller eine Gastspielreise durch Mittel- und Südamerika. Große Erfolge und herbe Rückschläge folgen dicht aufeinander. Seine gesamten Requisiten versinken bei einem Schiffsunglück im Meer, seine Bank muss Konkurs anmelden. William Fay trennt sich wieder von ihm und kehrt zu den Davenports zurück.

 

Doch allen Widernissen zum Trotz bereist er in den folgenden Jahrzehnten die ganze Welt und avanciert zum bekanntesten Zauberkünstler Amerikas. Zeitweise bespielt er ein eigenes Theater in Philadelphia. Seine Stärke liegt in der Präsentation innovativer Illusionen. Für ihn scheint auf der Bühne nichts unmöglich zu sein, mit einer einzigen Ausnahme: Haare auf seinem Kopf wachsen zu lassen.

 

Seine glanzvolle Karriere wird allerdings auch von Skandalen überschattet. So 1878, als er sich nach dem Tod des damals sehr bekannten englischen Zauberkünstlers Robert Heller des Vorwurfs erwehren muss, dessen Namen nachzuahmen und als “Kellar the Wizard” von der Reputation Robert Hellers zu profitieren. Oder als er seinem Theater den von Maskelyne & Cooke`s kopierten Namen “Egyptian Hall” gibt.  - Doch er belässt es nicht nur beim “Namensklau”, sondern bringt sich auch noch in den Besitz der streng gehüteten Geheimnisse der Maskelyneschen Illusionen, indem er dessen Bühnenhelfer abwirbt.

 

Einen weiteren Konflikt muss Harry Kellar mit Alexander Herrmann austragen, der ihm einen Mangel an Handfertigkeit bescheinigt. Diesem Vorwurf begegnet er schlagfertig, indem er als allseits anerkannter Meister der Misdirection erklärt: “… bei mir kann eine Blaskapelle gefolgt von einer Elefantenherde offen über die Bühne marschieren, und keiner im Publikum wird das realisieren, wenn ich es nicht will ...”.

 

Harry Kellar gibt 1908 seine Abschiedsvorstellung im Ford’s Theater in Baltimore. Seine Show übergibt er an Howard Thurston, der sich fortan “Kellar’s Nachfolger” nennt, bis sein eigener Name so bekannt ist, dass er auf die Reminiszenz an Kellar verzichten kann.

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Quellen: Angel Idigoras Adventures of 51 magicians and a fakir

                Persönlichkeiten in der Zauberkunst 1: Kellar