Ching Ling Foo

Der authentische Chinese

Chinesischer Zauberkünstler

1854 - 1922

 

 

 

 

Sicher erinnern Sie sich noch an unsere Gedächtnisstütze aus Folge 35: Ching kommt im Alphabet vor Chung.


Also befassen wir uns heute mit einem echten Chinesen – und dann das nächste Mal mit einem unechten. Ching und Chung kommen in allen historischen Werken zur Zauberkunst zusammen vor und das nicht nur wegen des Alphabets, sondern weil es ohne Ching gar keinen Chung gegeben hätte.


Ching erblickt als Chee Ling Qua im Jahr 1854 das Licht der Welt und beginnt schon früh die Welt des Wunderbaren zu erkunden. Er schließt sich einer Truppe fahrender Zirkusartisten an und fühlt sich schon binnen kurzem in der Lage, mit den chinesischen Göttern auf Augenhöhe zu kommunizieren. Bald ist er ein weithin bekannter Zauberkünstler, der sich fortan Ching Ling Foo nennt. Sein Ruf erreicht die edlen Ohren der Kaiserin und sie befiehlt ihm, seine Wunder vor ihr in der Verbotenen Stadt zu demonstrieren. Die Kaiserin ist verblüfft, der Hofstaat überaus erstaunt und Ching avanciert zum chinesischen Hofzauberkünstler.


1898 löst sein Auftritt im Keith‘s Theatre in New York eine Sensation aus, die nur von der Ankunft King Kongs übertroffen werden könnte. Die in diesen Breiten noch unbekannte farbenprächtige chinesische Zauberkunst mit Rauchwolken, Feuerkugeln und Strömen von bunten Bändern verschlägt dem begeisterten Publikum den Atem und das unerklärliche Erscheinen eines großen mit Wasser und Fischen gefüllten Gefäßes wird zum Tagesgespräch.


Hochmut kommt vor dem Fall – euphorisch über seinen Erfolg lobt Ching 1.000 Dollar für denjenigen aus, der dieses Kunststück nachmachen könne (1.000 seinerzeitige Dollar entsprechen rund 33.000 heutigen). Was die Götter Ching nicht verraten hatten, ist, dass sich auf diese Aufforderung hin gleich drei Profis, nämlich Carter, Sigmund Neuberger (der spätere Große Lafayette) und William E. Robinson melden würden. Ching wird es mulmig – schließlich ist ihm das Portemonaie wichtiger als die Ehrbarkeit und er zieht sein Angebot wieder zurück. Carter und Neuberger revanchieren sich, indem sie die Nummer in ihre Shows übernehmen. Robinson übt bittere Rache und übernimmt nicht nur das Kunststück, sondern sogleich auch noch Chings Rolle. Er verwandelt sich in den chinesischen Zauberkünstler Chung Ling Soo. Ab jetzt hält er die Chinesenrolle sowohl auf der Bühne als auch im Privatleben aufrecht. Er zaubert schweigsam und sollte er aufgefordert werden, Chinesisch zu sprechen, tut er das mit irgendwelchem Kauderwelsch, was die meisten ohnehin nicht überprüfen können, da kaum jemand mit dieser Sprache vertraut ist.


Ching und Chung sind von da an schärfste Konkurrenten und es entwickelt sich zwischen den beiden Chinesen eine legendäre Fehde, in deren Verlauf Ching bemüht ist zu beweisen, dass Chung ein Fake ist und Chung sich zu der Behauptung versteigt, Ching sei in Wahrheit die Kopie.


Irgendwann ist dann Ching von der Bildfläche verschwunden und man fragt sich, ob Chung ihn vielleicht mit einem Zauberspruch belegt hat, der ihn verschwinden ließ.


Deutlich spektakulärer gestaltet sich Chungs Abgang von der Bühne des Lebens, worüber wir das nächste Mal berichten werden werden.
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Quellen: Adventures of 51 Magicians and a Fakir von Angel Idigoras
                Hokus Pokus von Paul Kieve