John Nevil Maskelyne

Schwebender Spiritistenschreck

 

 

 

 

 

Britischer Zauberkünstler

1839 - 1917

Als unsere Freunde, die Gebrüder Davenport, im südenglischen Cheltenham mit ihrer Spiritistenshow gastieren und für Aufsehen sorgen, ist John Nevil Maskelyne 26 Jahre alt und arbeitet dort als Uhrmacher. Er ist sofort davon überzeugt, dass das angebliche Wirken der Davenportschen Geister ein ausgemachter Schwindel ist. Darüber empört, versichert er sich beim örtlichen Amateurzaubererclub der Unterstützung eines Fachmanns, des Möbeltischlers George Alfred Cooke (1843-1926). Gemeinsam besuchen sie die nächste Vorstellung der Davenports und bezichtigen sie lauthals des Betrugs am Publikum - nicht Geister bewirken die merkwürdigen Erscheinungen, sondern die Davenports - als geschickte Entfesselungskünstler - selbst. Geistesgegenwärtig fordern die Davenports den aufgebrachten John Nevil auf, seine Behauptung doch zu beweisen, wenn er denn dazu in der Lage sei. Und John Nevil verkündet, dass er genau das in Kürze tun werde. Gesagt - getan, keine vier Monate später gibt es eine Vorstellung mit präzisen Duplikaten der Davenportschen Effekte und weiteren eigenen Kreationen, die diese sogar noch in den Schatten stellen, weil sie verblüffender und unmöglicher wirken. Das Publikum nimmt amüsiert zur Kenntnis, dass angeblich spiritistische Ereignisse mittels geschickter Manipulation und Tricktechnik hervorgerufen werden können. Die Schlagzeile der Birminghamer Gazette lautet: „Die Brüder Davenport geschlagen“. Sie hätte auch lauten können: „Geburt eines neuen Zauberkünstler-Duos“.

 

Motiviert durch den großen Erfolg Ihrer Aufklärungsshow hängen John Nevil Maskelyne und George Alfred Cooke ihre „ehrbaren“ Berufe an den Nagel und beginnen als Maskelyne & Cooke eine Karriere als Zauberkünstler, die ihresgleichen sucht. 1873 pachten sie in London Piccadilly die „Egyptian Hall“. Hier präsentieren sie eine schon bald hochgerühmte Zaubershow mit ausgeklügelten Automaten und atemberaubenden Großillusionen, wie der Enthauptungsillusion oder der auf Kommando schwebenden Prinzessin Fernandina. Schwebende Menschen gab es zwar schon früher, aber John Nevil ist der erste, der zum Beweis dafür, dass keine irgendwie geartete Aufhängung existiert, einen Reifen um die schwebende Person führen kann. Doch auch er selbst schwebt und zwar hoch hinauf bis in der Kuppel des Theaters.

 

Seine wohl spektakulärste Schöpfung ist Psycho, eine ca. 55 cm große, orientalisch anmutende Figur, die perfekt Karten spielt und die meisten von Tausenden von Partien für sich entscheiden kann. Psycho sitzt auf einer freistehenden durchsichtigen Säule und er ist viel zu klein, als dass ein Kind, geschweige denn ein Erwachsener darin Platz finden könnte. Psycho ist eines von John Nevils feinmechanischen Meisterwerken. Denn wenn John Nevil nicht gerade schwebt, zaubert oder Scharlatane bloßstellt, ist er am Erfinden. Dabei entstehen neben sensationellen Zauberapparaten auch so eindrucksvolle Gerätschaften wie eine Schreibmaschine, eine Registrierkasse und andere lebenspraktische Dinge. Seine nachhaltigste Erfindung dürfte die münzgesteuerte Bezahltoilette sein.

 

Nach 29 Jahren gemeinsamer und außerordentlich erfolgreicher Tätigkeit setzt sich George Cooke 1902 zur Ruhe. Dieser Rekord eines Zauber-Duos wird erst rund 100 Jahre später von zwei anderen Zauberkünstlern eingestellt werden. (Sie dürfen jetzt schon raten, um wen es sich dabei handelt. Die Antwort finden Sie spätestens in der nächsten Folge dieser Serie.)

 

An Cookes Stelle tritt David Devant, von dem wir auch später noch mehr hören werden. John Nevils Sohn Nevil Maskelyne (1863-1924) und auch sein Enkel Jasper Maskelyne (1902-1973) werden ebenfalls Bühnenzauberkünstler.

 

Einem Vorfahren, dem Hofastronomen Nevil Maskelyne (1732-1811) ist es zu verdanken, dass der Name Maskelyne jede Nacht hoch über der Erde leuchtet, und zwar in Gestalt eines Mondkraters, der nach ihm benannt ist.

 

Quelle: Angel Idigoras Adventures of 51 magicians and a fakir