Joseph Fröhlich

Hofnarr

 

 

Deutsch-österreichischer Unterhaltungkünstler

 

1694–1757

 

 

 

 

Joseph wird als uneheliches Kind eines fahrenden Händlers und der Enkelin eines Mühlenbesitzers in Altausee in der Steiermark (Österreich) geboren. Er wächst in der Mühle des Großvaters auf und erlernt das Müllerhandwerk. Auf der Walz lernt er Taschenspielertricks kennen und er verdingt sich bei Schaustellern, Badern und Zahnbrechern, um mit allerlei Possen für diese auf Märkten Kundschaft anzulocken. Dabei guckt er sich die handwerklichen Fertigkeiten und Tricks seiner Auftraggeber ab; so wird er beispielsweise später bei der Leipziger Messe auch seine Dienste als Zahnzieher anbieten. Joseph ist talentiert und er versteht es, die richtigen Leute kennenzulernen und zu beeindrucken. Er avanciert damit zum bandenburgisch-bayreuthischen Hoftaschenspieler, wo er in steierischer Tracht mit weiten Hosen und spitzem Hut auftritt, was er zu seinem Markenzeichen macht. 

 

1725 erhält er den Ruf August des Starken, des späteren Königs von Polen, als Hofnarr und Hoftaschenspieler an den kurfürstlichen Hof zu Dresden. Bald darauf wird ihm zum Zwecke der Unterhaltung der gelangweilten Hofgesellschaft der „Baron“ Gottfried Schmiedel zugeordnet. Beide bilden bis zum Tod des „Barons“ 30 Jahre lang ein drolliges Paar, das ebenso schelmisch wie geistreich  mit vielerlei Schabernack, Zauberkunststücken und Spottgedichten seine Zeitgenossen unterhält. Joseph sitzt der sprichwörtliche Schalk im Nacken. Er erlangt mit seinen teilweise recht derben Späßen, die schnell zum Stadtgespräch werden, nicht nur bei Hofe, sondern auch in der breiten Bevölkerung großes Ansehen und bleibenden Ruhm, der sich auch darin niederschlägt, dass er mehrfach in Meißner Porzellan verewigt wird. Zahlreiche Anekdoten kursieren noch heute über Josephs Eulenspiegeleien, wie zum Beispiel die folgende Geschichte: 

 

August der Starke schickt Joseph Fröhlich zu dem 73-jährigen Generalmajor von Kyau, der einen Läufer sucht. Joseph trifft den alten Haudegen, der auf seine alten Tage ein rechter Geizhals geworden ist, im Bette liegend an und wird von diesem in seiner steierischen Tracht misstrauisch betrachtet. „Kannst du in deinen Stiefeln denn überhaupt schnell genug laufen?“  knurrt der Generalmajor. „Schneller als der Wind“ lautet Josephs Antwort.  „Gut, ich werde dich auf die Probe stellen. Beweist Du mir deine Aussage, so erhältst du einen Dukaten“, bei diesen Worten dreht der Generalmajor dem Besucher den Rücken zu, lüftet die Bettdecke und sendet einen in die Welt, dass das Gewölbe widerhallt. „Achtung! Ein Deserteur! Lauf ihm nach!“ kommandiert er sodann. Joseph, geistesgegenwärtig wie immer, erwidert „zu Befehl“  und trabt davon. Von Kyau schüttelt sich vor Lachen, kann sich lange nicht beruhigen und ist umso erstaunter, als Joseph kurz darauf wieder das Zimmer betritt und ruft: „Euer Gnaden, gebt wohl acht! - ich habe Euern Ausreißer eingeholt und festgenommen. Hier ist er zurück“, wobei er eine Kehrtwendung macht und den Generalmajor mit der gleichen anmutigen Tonart bedient, wie er sie zuvor von dem alten Herrn vernommen hat. „Jetzt bitte ich um mein Honorar, den versprochenen Dukaten.“  „Ich scheiß dir eins“, poltert der erboste Generalmajor. „Kann ich leider nicht annehmen“, entgegnet Joseph. „Warum?“ brüllt der alte Kämpe. „Weil Seine Majestät mir versprach, Euer Honorar zu verdoppeln“, gibt Joseph zurück, „und das wäre mir dann doch zuviel der Gunst und Gnade!“...

 

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Quellen:

Andreas Michel-Andino: Persönlichkeiten in der Zauberkunst 20 – Joseph Fröhlich, 2021

Carl Willnau - Hofnarr Fröhlich, 1954