Pannen, Pech und Todesfälle

Teil 2

 

 

 

 

 

Das prominenteste Opfer unter den auf unnatürliche Weise zu Tode gekommenen Zauberkünstlern war zugleich der größte Sensationsdarsteller aller Zeiten: Harry Houdini († 1926). Er behauptete von sich, dass er jeden von einem Mann ausgeführten Schlag unversehrt überstehen könne. 


Im Oktober 1926 war er von den Anstrengungen seiner Tournee geschwächt. Als ihn ein Besucher auf seine Körperbeherrschung ansprach, reagierte er geistesabwesend und war auf den unerwarteten Schlag in den Bauch nicht vorbereitet. Trotz starker Schmerzen suchte er keinen Arzt auf. Zwei Tage später brach er zusammen und starbt an Halloween nach zwei Operationen an einem durchbrochenen Blinddarm – wohl auch deshalb, weil er seiner eigenen Propaganda, unbesiegbar zu sein, vertraut hatte.


Harry Houdini war das große Idol des amerikanischen Entfesslungskünstler Joseph Burrus alias Amazing Joe († 1990). Als Hommage an sein Vorbild stellte dieser 1990 an Halloween – Houdinis Todestag – eines der  Lieblingskunststücke von Houdini – „Lebendig begraben“ – nach. Dazu ließ er sich fesseln und in einem gläsernen Sarg in ein metertiefes Loch versenken. Dann wurde das Loch mit Erde und nassem Zement zugeschüttet. Das tonnenschwere Gewicht brachte den Sarg zum Bersten und erdrückte Joseph Burrus


Bei diesem Stunt, den Houdini häufig zeigte, hatte dieser sich wohlweislich immer unter Sand bzw. lockerer Erde begraben lassen. Sein Plot bei dieser Illusion war die Befreiung aus dieser misslichen Situation, er arbeitete sich also aus dem Sarg und durch dessen Bedeckung ins Freie. 


Dem jungen Janaka Basnayake († 2012) aus Sri Lanka wurde zum Verhängnis, dass er den Rekord als am längsten lebendig Begrabener aufstellen wollte. Er starb in drei Meter Tiefe, begraben von Holz und Erde, vermutlich wegen Sauerstoffmangel. 


Der 23-jährige Jeff Rayburg Hopper († 1984) ertrank bei einem Befreiungsstunt aus einer Fesselung mit Ketten und Handschellen im Lake Winona in Indiana.


Der indische Zauberkünstler Chanchal Lakiri († 2019) wurde im Ganges ebenfalls Opfer dieses spektakulären Kunststücks.


Auch Gilbert de la Genesta († 1930) wollte Houdini nacheifern und sich aus einer riesigen mit Wasser gefüllten Milchkanne befreien. Er ertrank dabei, weil das Trickgerät beim Transport beschädigt wurde und nicht mehr richtig funktionierte.


Charles Rowen – Karr the Magician († 1930) konnte sich nicht rechtzeitig aus einer Zwangsjacke befreien, auf die ein Auto zuraste und ihn tödlich verletzte.


John Miller – Balabrega († 1900) nahm das Kunststück „Die Nachtfalter und die Flamme“ in sein Repertoire auf, bei dem sechs Frauen als „Falter“ in eine Flamme gelockt wurden, um schließlich zu verschwinden. Um den Trick zu bewerkstelligen, waren erhebliche Mengen an Gas nötig, und da Miller bei seiner Südamerika-Tournee kein geeignetes beschaffen konnte, nahm er das hochexplosive Acetylen. Bei der Vorbereitung der Show explodierte einer der Beutel und tötete Miller und seinen Assistenten.


Berufsrisiko oder Künstlerpech? Wie konnte es zu diesen Unglücksfällen kommen, die nicht nur unerfahrene Künstler, sondern auch Profis aus dem Leben rissen? – Senationskunststücke sind ihrer Natur nach nun mal lebensgefährlich. Deshalb sind eine akribische Vorbereitung und ein eingespieltes Team, das für die Sicherheit des Künstlers verantwortlich ist, unerlässlich. Es muss immer einen Plan B geben, falls etwas schieflaufen sollte. Leichtsinn und Nachlässigkeit oder auch Naivität sind schon im normalen Leben die häufigsten Unfallursachen, in gefährlichen Situationen können sie tödliche Folgen haben.


Ist Zauberkünstler ein besonders gefährlicher Beruf?  – Es kommt darauf an ... der Close-up- oder Stand-up-Zauberkünstler ist eigentlich keinem besonderen Risiko ausgesetzt – es sei denn, er hortet einen größeren Bestand an Pyromaterialien. Falls er diese als Aufbewahrungsort gar in einer Stahlkassette verschließt, hat er – unwissentlich – eine Bombe gebaut. 


Ist Sensationsdarsteller der gefährlichste Beruf der Welt? Oder Sprengmeister? Mitnichten. Auf Platz eins der gefährlichsten Berufe steht der Fensterputzer! Er schuftet in schwindelerregender Höhe und muss bei seiner Arbeit auch noch artistische Leistungen absolvieren. Apropos Artisten. Fensterputzer leben weit gefährlicher als Artisten, die sich laut Statistik deutlich seltener verletzen. 


Ebenfalls in höchstem Maße gefährdet sind Fahrradkuriere, Klempner und Rettungsschwimmer. Die allerhöchste Gefährdungsstufe erreichen aber wie gesagt Fensterputzer, außerdem Soldaten, Feuerwehrmänner, Polizisten, Piloten, Dachdecker, Gerüstbauer, Waldarbeiter und Hochseefischer.


Also: Augen auf bei der Berufswahl.

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Quellen: www.